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Everything For Free
Samstag, 13.November 2004 @ 23:49 Uhr
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Wenn ich die Welt nicht mehr verstehe, dann kann das daran liegen, dass ich über fundierte Wissenslücken stolpere. Ich gebe ehrlich zu, in den letzten Semestern als Prüfungsfragen fast nur Verständnisfragen vorgelegt bekommen zu haben, was mir eher liegt. Deshalb erstaunte es mich sehr, in einer Master-Vorlesung Unmengen Faktenfragen zu sehen und mit exakten Definitionen gequält zu werden. Solche Dinge sind sehr wichtig, das streite ich überhaupt nicht ab, doch entsprechen sie nicht immer der Praxis. Wichtige theoretische Aussagen sind heutzutage einfach im Internet zu finden und ich finde, dass die intelligente Bedienung von Suchmaschinen ein Prüfungsfach sein sollte. Damit kommt man wesentlich weiter als mit stupide auswendig gelernten Details, die im Kleinhirn vielleicht bereits übermorgen durch geistreichere Sprüche über die Untiefen der menschlichen Seele ersetzt werden. Und eventuell löschten und bereinigten ein paar Bier den Raum zwischen meinen Ohren in noch viel kürzerer Zeit: Markus, ein an der UTS die Diplomarbeit Schreibender aus Berlin, setzt sich am nächsten Montag nach Berlin ab. Für ihn geht die Zeit in Australien zu Ende, deshalb schubste er noch diverse Leute, mich inklusive, die Pubs an der George Street entlang. Die Live-Bands sorgten fast für einen kleinen Gehörsturz bei mir – indem sie Ohrwürmer injizierten, die fies und böse nicht mehr aufhörten, nicht mehr aufhörten, nicht mehr aufhörten ...
This Is The Last Time
Freitag, 12.November 2004 @ 23:22 Uhr
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In den letzten Tagen gingen ein paar Stunden drauf um meine letzten beiden Assignments in den Fächern Internet Programming und Game Programming den letzten Schliff zu verleihen. Heute um 23:59 Uhr ist Ultimo im Sydneyer Stadtteil Ultimo (dort steht nämlich die University of Technology laut Postanschrift). Alles läuft sehr praktisch über's Internet ab, was mir einiges an Druckkosten erspart. Meinen in Potsdam am HPI erworbenen Ruf, den Quellcode mit unglaublich vielen Worten zu versehen, versuche ich weiterhin mein Leben lang gerecht werden. Um eine Tipp-Verwirrung zu vermeiden, scheute ich in den letzten Tagen australische Tastaturen. Diese weisen das gleiche Layout wie die amerikanischen (und die britischen) Tastaturen auf und ärgern mich mit unsinnig platzierten Apostrophen, Klammern und Bindestrichen. Als Quasi-Blindschreiber fällt es mir unsäglich schwer mich umzugewöhnen und das für Email-Adressen benutzte @ auf Shift-2 zu suchen. Weil ich heute so super viel Spaß mit Uni-Kram hatte , lernte ich voller Elan für die morgige Prüfung in Advanced Database. Die erfreut mich in nur wenigen Stunden – am Samstag morgen um 10 Uhr soll der Biorhythmus ganz okay sein, aber gegen den inneren Schweinehund hilft mir diese pseudowissenschaftliche Erkenntnis leider nicht.
Not For Me
Donnerstag, 11.November 2004 @ 18:34 Uhr
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Wenn jetzt das Kommando kommt, dann sind alle total spontan und total lustig. Für mich ist das eher der totale Krieg (mit der Äußerung verstoße ich endgültig gegen alle Regeln des guten Anstands). Dem wirkt die sehr befriedigende Feststellung entgegen, dass der im Rheinland so zelebrierte Karnevalsbeginn um 11:11 Uhr nach Sydney-Uhrzeit bereits um 21:11 Uhr stattfindet. Also nicht einmal drei Stunden Terror. Und wo hier schon so martialische Worte sich aneinanderreihen, da weise ich durch und durch diskret darauf hin, dass in Australien die fünfte Jahreszeit unbekannt ist und heute vielmehr den in den Weltkriegen gefallenen Soldaten gedacht wird. So nah können Freud und Leid zusammen sein. Grund zu schweigen.
Mary's In India
Mittwoch, 10.November 2004 @ 23:49 Uhr
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Erneut ins Sydney Entertainment Centre ? Na Dido singt doch ! Die Dame tönte ziemlich oft aus meinen Lautsprechern und die meisten wissen anscheinend nicht so richtig, welch abgrundtiefe Texte hinter dem süßen Gesang stecken. Die heutige Überschrift ist, wie übrigens jeden Tag, natürlich auch der Titel eines Liedes (selbstverständlich drehe ich da alles durch die Mühle: von Abba bis ZZ Top). Mary’s In India ist musikalisch nicht der große Überflieger, der Text für mich jedoch der absolute Hammer. Der bricht mir noch das Genick. Ehrensache, dass die Frau live sang. Ihre ersten Worte "I’m feeling mad today ..." verwirrten mich nicht ganz so sehr wie der verschmitzte Blick in ihren Augen, der schwerste Hormonschübe verriet. Wow, Dido hatte von mir total Besitz ergriffen – und das ohne bis jetzt eine Note von sich gegeben zu haben. Mancher kennt ihren Bruder von Faithless und dies spiegelte sich im ganzen Auftritt wider: Schlagzeug und Percussions dominierten das Konzert und legten ein brilliantes Tempo vor, das mindestens doppelt so hoch wie auf den CDs war. Die überraschend hohe Lautstärke brannte sich mit hämmernden Beats in mein Herz ein. Das war eine ganz andere Dido, eine die mir noch viel besser gefiel ! So ging ich reichlich verwirrt nach Hause. Dieser Abend rangiert mit ganz oben auf meiner Liste unvergesslicher Konzerte, das hatte ich ehrlich so nicht erwartet.
Smells Like Funk
Dienstag, 09.November 2004 @ 17:35 Uhr
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Als gebürtiger Ossi (nicht Aussie !) stellte der Mauerfall vor 15 Jahren immer noch das umwerfenste politische Erlebnis meines Lebens dar. Ohne den Mut, den die DDR-ler damals aufbrachten, wäre ich nie und nimmer nach Australien gekommen. An diese Mauer kommt der Kaninchenzaun in Australien nicht ganz heran. Er dürfte wesentlich länger sein, allerdings trennt er nur die Populationen der eingeborenen Tierarten von den europäischen Raubtieren und Pflanzenleerfressern. Ein wirklich dämlicher Vergleich mit der innerdeutschen Mauer. Gerade in den letzten Tagen hatte ich noch viel Rennerei und telefonierte wild durch die Gegend um mein Rückflugticket nach Deutschland zu sichern. Seit heute ist es rundum fertig und wird definitiv nicht mehr vom Reisebüro geändert. Die haben es nämlich tatsächlich geschafft, mich in die günstige Economy-Class-Kategorie zu schieben, die ich bereits bezahlt hatte. Wäre ihnen das nicht gelungen, dann hätten sie für den Kostenunterschied aufkommen müssen. Zum Mitschreiben: am 20.Dezember abends verlasse ich Melbourne, bin vom 21. bis zum 23.Dezember in Dubai und komme am 23.Dezember kurz nach 20 Uhr in Berlin/Tegel an. So ein Tag wie heute sagt mir eins: es geht aufwärts !
I feel fine
Montag, 08.November 2004 @ 20:15 Uhr
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Ich bemühte mich in letzter Zeit weniger über das Studium bzw. die Vorlesungen zu berichten. Meinen Erfahrungen nach interessiert der Kram eh nicht wirklich viele Leute, denn studieren kann man überall. Dazu muss man nicht extra nach Australien ziehen. Ausnahmsweise schreibe ich heute wieder über die UTS: meine letzte Vorlesung fand heute statt. Meine letzte. Meine letzte. Um es zu wiederholen: meine letzte. Die letzte in Sydney, und was noch viel wichtiger ist, die letzte in meinem Leben. Bin ich ab morgen noch ein richtiger Student ? Gibt es gar einen unterschwelligen Anflug einer Mid-Life-Crisis ? Für die Chronik: mein letzte Vorlesung hieß Game Programming und war mein Liebling in diesem Semester. Der Dozent Yusuf Pisan war mit den Themen manchmal ein bisschen sprunghaft, doch insbesondere am Ende der Assignments hatte ich stets ein Stück Software, mit dem man, well, rumspielen konnte. Nicht für die Chronik: das stimmt alles nicht ! Übermorgen erst steht die letzte Vorlesung in Internet Programming an. Im ganzen Semester war ich erst zweimal dort und bereute jedes Mal meine Anwesenheit. Für meine Webseiten (unter anderem dieses Tagebuch) musste ich bereits soviel mit Internettechnologien wie HTML, Javascript, PHP und MySQL arbeiten, dass ich in dem Fach nur sehr wenig Neues lernte. Das Skript war hingegen ganz vernünftig und ersetzte die Vorlesung für mich voll und ganz. Das genügt als Prüfungsvorbereitung.
It's A Long Way To The Top
Sonntag, 07.November 2004 @ 19:42 Uhr
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Selbst dem nicht ganz so aufmerksamen Leser wird es nicht entgangen sein, dass in den letzten Tagen, ja gar Wochen, ziemlich wenig Fotos entstanden sind. Das schreit laut nach blindem Aktionismus, ich muss wieder etwas unternehmen ! Gesagt, getan: zusammen mit meinem Bruderherz sah ich bereits den südlicheren Teil des Bundesstaates Queensland, für den berühmteren Norden blieb einfach keine Zeit. Cairns dürfte dabei die herausstechende Stadt sein. Selbstverständlich soll Magnetic Island, die tropischste alle Tropeninseln in Down Under, sehr schön sein (vor der Küste Townsvilles). Und Airlie Beach hat die Whitsundays vor der Haustür, das Segelparadies Nummer eins. Wurscht, ich will nach Cairns ! Der Flug ist recht billig, denn für knappe 80 Euro erhält man übers Internet eine dreistündige Reise durch Luftlöcher. Na gut, für den Rückflug werden noch mal 80 Euro fällig . Zur Abwechslung wird eben dieser Rückflug mit Australian Airlines stattfinden. Dieses Unternehmen spezialisiert sich auf Charterflüge und hat nur einen begrenzten Linienflugverkehr (wie etwa Qantas oder Virgin Blue). Mal sehen wie deren Bordverpflegung ist. Check it out, man ! Warum nun Cairns ? Ich fand dieses extrem überzeugende Angebot im Internet, drei Tage lang auf einem Schiff zu verbringen und täglich bis zu vier Tauchgänge zu haben. Nicht nur, dass ich auf diesem Wege zu meinen ersten Nacht- und Tieftauchgängen kommen, ich bin anschließend auch zertifizierter Advanced Open Water Diver. Ein wenig Theorie ist mit an Bord; das kratzt mich als Studenten herzlich wenig. In Cairns gibt es nicht nur das Great Barrier Reef, sondern richtig viel Regenwald. Deshalb buchte ich mehr als nur drei Tage: am 16.November (in etwa einer Woche) geht es hin nach Cairns, vom 18. bis zum 20.November bin ich an Bord bei ProDive und am 22.November lande ich wieder in Sydney. Da fällt mir ein: habe ich nicht am 22.November eine Prüfung ? Genauer gesagt: die allerallerletzte Prüfung meines Studentenlebens ? Egal, es liegen fünf Stunden zwischen Landung und Prüfung. Die müssen zum Lernen reichen .
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